Champagner, Prosecco & Co

Vor kurzem waren wir in der Stadt und wollten Mittags spontan zum Dallmayr in die Tagesbar gehen. Tolles Wetter, tolle Stimmung, da kann man sich doch mal ein Schaumweinchen zum Anstoßen gönnen. Dachten wir. Hat dann aber doch nicht so geklappt wie erhofft.

Nach der Äußerung meines Wunsches nur einen kleinen Platz für einen Prosecco an der Bar haben zu wollen, verspürte ich auch sogleich schon wieder das Bedürfnis gehen zu wollen: …..ohne Reservierung…..spontan kein Platz…..wir haben nur Champagner…..  Den Rest habe ich dann schon nicht mehr gehört.

Als bildungshungriger Mensch habe ich das aber mal zum Anlass genommen, etwas mehr über die Differenzierung von Sekt, Schaumwein, Champagner, Prosecco, Cremant, Stillwein(für Babys? 🙂 ) etc. in Erfahrung zu bringen. Nachstehend so das Interessanteste hierzu.

Grundsätzliches: Die nachstehend gemeinten Getränkeformen mit Kohlensäure sind allesamt Qualitäts-Schaumweine, deren Grundweine aus einem einzigen Winzerbetrieb oder einer Region stammen und von diesem selbst oder in einer Erzeugergemeinschaft hergestellt worden sind. Also nichts industriell, massenhaft gefertigtes. Wo nicht anders erwähnt, wird die Kohlensäure zudem nicht zugesetzt, sondern entsteht durch eine Zweitgärung direkt in der Flasche. Und damit es nicht zu einfach ist: Die Bezeichnung Schaumwein ist eine Sammelbezeichnung für alle schäumenden Weine mit einem bestimmten Kohlendioxidanteil, der bei 20 Grad Celsius einen Druck von mindestens drei Bar haben muss.

Kleine Schaumweinkunde
  • Champagner: Heißt aus Marketinggründen so, da sich das Herkunftsgebiet, die Champagne, ihren Namen markenrechtlich hat schützen lassen.
  • Sekt: Hierunter fällt nach deutschem Lebensmittelrecht alles andere. Egal ob aus Italien, Deutschland, Spanien oder anderen Ländern. Trotzdem nutze ich dann lieber die üblichen anderen Lokalbezeichnungen wie z.B. Spumante…
  • Puffbrause: siehe Champagner

Weitere Lokalbezeichnungen für durch Flaschengärung hergestellte Schaumweine sind z.B. in

»Frankreich: Crémant oder Vin Mousseux

»Deutschland: Winzersekt

»Österreich: Hauersekt

»Spanien: Cava

»Italien

➔ Spumante (Metodo Classico): Schön, wenn die Flaschen auch noch die Bezeichnung „DOC“ oder „DOCG“ tragen. Diese weisen dann darauf hin, dass die Blasensäfte einem bestimmten Anbaugebiet entstammen. Ein namhafter Vertreter dieser Kategorie ist beispielsweise der Franciacorta. Gleichnamig zur Herkunftsregion sagen manche, dass er mindestens vergleichbar mit Champagner ist. Franciacorta als Spumante zu bezeichnen findet übrigens auch nicht jeder gut. 🙂

➔ Prosecco: Ein echter Prosecco stammt aus der Provinz Treviso, typischerweise von Trauben aus den Städten zwischen Conegliano und Valdobbiadene und auch dort verarbeitet. Mindestens 85 Prozent aus der Glera-Traube.

Champagner muss also nicht zwangsläufig qualitativ das Beste sein und natürlich gibt es noch verschiedene andere Kriterien für die jeweiligen Bezeichnungen. Das würde an dieser Stelle aber zu weit führen und die Recherche dazu überlasse ich Euch.

Noch zur weiteren besseren Einordnung:

Frizzante / Perlwein / Secco: In der Regel mit zugesetzter Kohlensäure. Qualitativ nicht so hochwertig wie die Qualtiätsschaumweine von oben. Fällt nicht unter die Schaumweinsteuer und ist damit auch billiger. Das gilt allerdings nicht, wenn die Flasche mit einem sektflaschenähnlichen Korken und Drahtverschluss verschlossen ist. Deshalb gibts die Kordel um den Korken, die aber heute keinerlei Haltefunktion mehr ausübt.

Apropos Schaumwein. Die Steuer. Bei Qualitätsschaumwein beträgt die Steuer zur Zeit 136 Euro je Hektoliter, also 1,02 Euro je 0,75l Flasche. Da kann man gerne mal zurückrechnen, wieviel Qualität bei den „günstigen“ Schaumweinen in den Flaschen steckt: Steuer und Korken schonmal 1,20 Euro. Dann Flasche, Lieferung, Lagerung, Personal, Zwischenhändler, Marge. Ach ja, und dann kommt ja noch das Produkt selbst…

Übrigens: Die Schaumweinsteuer wurde 1902 von Kaiser Wilhelm II. zur Finanzierung des Kaiser-Wilhelm-Kanals und der kaiserlichen Kriegsflotte eingeführt. Die Steuer wurde 1933 als eine Maßnahme zur Überwindung der Wirtschaftskrise abgeschafft, aber 1939 in Form eines Kriegszuschlages, besonders zur Entwicklung der U-Boot-Flotte, wieder eingeführt. Da fällt mir ein: Wo liegt eigentlich diese subventionierte Flotte derzeit vor Anker?

In diesem Sinne: Stößchen! 🙂

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